Theater Narrenschiff

Marc Debie

15 Jahre – 15 Fragen . Das tn-Ensemble interviewt sich.

Edith Schneider hat heute für euch ihren Spielpartner und Freund Marc Debie interviewt. Marc kam über die Musik zum Theaterspielen und ist durch Zufall im tn gelandet. Seine allererste Rolle überhaupt spielte Marc 2013 bei uns in ALICE IM WUNDERLAND und ist im selben Jahr noch ins Stammensemble gekommen. Durch seine musikalische Vorgesichte begünstig, ist Marc auch gerne und gut in unseren Tanz-und Musiktheaterproduktionen besetzt; und ist ein beliebtes Mitglied unserer „Shakespeare im Park-Familie.“ In dieser Spielzeit ist Marc, in einer Hauptrolle als Mr. Cratchit in A CHRISTMAS CAROL, zu sehen.; an der Seite von Edith Schneider als Mrs. Cratchit.

Marc Debie . Ensemblemitglied seit 2013

„Selbst wenn man nicht regelmäßig auf der Bühne steht, sollte jeder einmal die Erfahrung gemacht haben, was es bedeuten kann zu schauspielern.“

Edith: Marc, seit deiner Kindheit interessierst du dich sehr für Musik und hast in deiner Jugend sehr viel Zeit damit verbracht, selbst Musik zu machen. Im Jahr 2013 bist du dann als Quereinsteiger bei „Alice im Wunderland“ als Herz 7 und Lionel ins theater narrenschiff gestoßen, wie war das für dich plötzlich auf der Theaterbühne zu stehen? Hattest du vorher schon einmal darüber nachgedacht zu Schauspielern?

Marc: Die Gelegenheit im narrenschiff selbst spielen zu dürfen, kam für mich sehr überraschend. Auf der Bühne zu stehen war mir immer sehr wichtig, doch ich habe nie darüber nachgedacht einmal zu schauspielern. Umso aufregender war es für mich, dass man mir dies von vornherein zugetraut hat. Mit Beginn der ersten Probe merkte ich dann gleich den großen Unterschied zwischen reinen Musizieren und Schauspielen auf der Bühne. Man hat plötzlich kein Instrument mehr, hinter dem man sich „verstecken“ kann, was mir als Schlagzeuger immer sehr zu Gute kam. Nichtsdestotrotz habe ich mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und sofort eine neue Leidenschaft für mich entdeckt. 

Edith: Denkst du aufgrund deiner vorherigen Bühnenerfahrungen mit deiner Band, im Schulchor oder in der Big Band in der zu gespielt hast, fiel es dir leichter in den Schauspielbereich zu treten?

Marc: Ich denke es war ein großer Vorteil, eine Situation auf der Bühne einschätzen zu können und mit der Herausforderung vertraut zu sein, Kunst vor vielen Menschen darzubieten. Außerdem hat es mir geholfen mich auf der tn Bühne einzuleben und mich wohlzufühlen, bei dem was ich mache, auch wenn die Erfahrung neuartig und aufregend war. Da wir im tn auch viel mit Musik arbeiten hat mir meine vorherige Bühnenerfahrung insbesondere diesbezüglich mehr Sicherheit gegeben.

Edith: Was schätzt du am Schauspiel im Theater insbesondere am tn?

Marc: Die Vielfältigkeit und Komplexität. Man wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Neue komplexe Situationen, Charaktere und Stimmungen, die man verkörpern darf, herausfordernde Choreographien und Arrangements. Außerdem haben wir ein Ensemble von solch vielfältigem Talent, wo jeder einen anderen Schwerpunkt verkörpert. Mit jeder Produktion arbeitet man an seinem künstlerischen Verständnis und seiner Entwicklung. 

Edith: Seit 2013 hast du in 7 Produktionen mitgespielt, hättest du damit gerechnet als du 2013 bei „Alice im Wunderland“ eingesprungen bist?

Marc: Ich hatte mich zum Ende der Alice Produktion schon innerlich verabschiedet aber auch mit dem Gedanken gespielt, wie schön es wäre, das tn zum festen Bestandteil meines Lebens zu machen. Letzteres ist glücklicherweise eingetreten, man hieß mich herzlich willkommen im Ensemble. Das war eine für mich sehr bewegende Anerkennung und läutete einen neuen Abschnitt in meinem Leben ein. 

Edith: Würdest du sagen, du hast dich durch das Schauspielern verändert?

Marc: Eine Kommilitonin sagte einmal zu mir, ich würde bei Referaten sehr deutlich sprechen. Ich denke das habe ich dem Theater zu verdanken. Vor Menschen zu performen kann einen im Alltag sehr beeinflussen. Insbesondere die eigene Haltung und den Umgang mit anderen Menschen. Ich habe sehr davon profitiert. Meine eigene Tätigkeit im Theater hat auch dazu beigetragen noch viel offener für sämtliche Kunstformen und auch deren Vermischung zu sein. Ein Verständnis, das mich beruflich positiv beeinflusst hat. 

Edith: Gab es für dich einen besonderen Theatermoment in den bisherigen Stücken in denen du mitgespielt hast? Vielleicht auch auf emotionaler Ebene?

Marc: Auf der Bühne zu stehen ist immer sehr besonders für mich. Auch wenn ich bis kurz vor meinem ersten Auftritt eines Stückes regelmäßig an Lampenfieber sterbe, ist es eines der schönsten Gefühle. Auch der Applaus, die Wertschätzung des Publikums ist immer sehr bewegend. Ich glaube niemand hat mich bisher ohne fettes Grinsen von der Bühne gehen sehen.

Edith: Welches Stück, unabhängig davon ob du mitgespielt hast, hat dir besonders gut gefallen und weshalb?

Marc: Ich habe bisher zwei Mal das Vergnügen gehabt, bei den Open-Air Stücken „Shakespeare im Park“ zu spielen. Die Atmosphäre und Stimmung waren sehr besonders und auch die Umgebung hat das Spiel Erlebnis noch mal intensiviert. 

Edith: Die Kulturszene spielt in deinem Leben eine besondere Rolle, warum?

Marc: Kunst und Kultur sind für mich der schönste Aspekt des menschlichen Daseins. Sei es als Rezipient oder als Produzent. Hier werden menschliche Fähigkeiten, Emotionen, Handlungen und ein ästhetisches Verständnis zu einer neuen Erfahrung weiterverarbeitet, die wiederum neue Fragen aufwerfen und weiterentwickelt werden kann. Und jeder hat die Chance für sich eine Essenz herauszuziehen, die zur persönlichen Entwicklung oder auch nur zur Unterhaltung beitragen kann.

Edith: Gedenkst du den Bereich Theater auch in deinem Beruflichen Werdegang zu verstricken?

Marc: Mein Studium, meine bisherigen Jobs und auch meine aktuelle Tätigkeit drehen sich grundsätzlich um Kunst, Kreativität und Kommunikation. Ich kann mir durchaus vorstellen auch mal für ein Theater zu arbeiten.

Edith: Was für einen Stellenwert hat Schauspielen deiner Meinung nach in der Gesellschaft?

Marc: Schauspielen hat sehr viel Potenzial und kann insbesondere durch den Einsatz in der Pädagogik zu bemerkenswerten Persönlichkeitsentwicklungen beitragen. Demnach könnte ich mir einen noch höheren Stellenwert vorstellen, der Theaterpädagogik in Kindergärten, Schulen, Universitäten aber auch Volkshochschulen als festen Bestandteil etabliert. Selbst wenn man nicht regelmäßig auf der Bühne steht, sollte jeder einmal die Erfahrung gemacht haben, was es bedeuten kann zu schauspielern. Zudem kann es einem auch die Türen zu anderen Kunstsparten wie Musik oder Tanz öffnen. 

Edith: Konntest Du durch das tn auch noch eine weitere Kunstsparte für dich entdecken? 

Marc: Das tn ist eben auch für Tanztheater und Choreographien in den Stücken bekannt. Dort konnte ich mich bisher auch ausprobieren und es bereitet mir große Freude. Leidenschaftlicher „Party Tänzer“ war ich schon länger, aber Tanzen professionell zu erarbeiten ist immer wieder eine ganz besondere Erfahrung.

Edith: Gibt es eine bestimmte Rolle/ einen bestimmten Charakter, die/den du gerne mal spielen möchtest? 

Marc: Eine ganz bestimmte schwebt mir nicht vor. Ich bin immer sehr gespannt, welche Rollen ich spielen darf und versuche dann der Herausforderung gerecht zu werden. Bisher bin ich noch nicht sicher, welche Rollen ich überhaupt spielen könnte, daher lass ich es einfach auf mich zukommen. Allerdings könnte ich es mir gut vorstellen eine Rolle aus dem Tarantino Universum zu spielen. Ich bin großer Fan sämtlicher Filme und Tarantino wurde ja schon im tn inszeniert.

Edith: Warum ausgerechnet Tarantiono?

Marc: Tarantino Charaktere sind häufig sehr abgekocht und verkörpern eine bestimmte sterile und bedrohliche Atmosphäre. Einen solchen Charakter zu spielen stelle ich mir sehr schwierig vor, aber die Herausforderung würde mir gefallen. 

Edith: In den vorherigen Interviews wurde die familiäre Atmosphäre im tn – Ensemble sehr hervorgehoben, empfindest du das genauso? Und wenn ja, wodurch zeichnet sich diese in deinen Augen aus?

Marc: Das tn ist durchaus sehr familiär, dem kann ich nur zustimmen. Der Umgang untereinander ist immer sehr herzlich und macht das Arbeiten im Rahmen der Produktionen sehr angenehm. Das Erarbeiten einer Produktion erfordert viel Kraft, Konzentration und Ausdauer, der freundschaftliche Umgang unterstützt dabei die Leidenschaft und letztendlich die Qualität.

Edith: Was wünscht du dir für die nächsten 15 Jahre tn? 

Marc: Ich wünsche mir, dass das tn weiterhin die Mittel hat großartige Produktionen zu schaffen und von künstlerischer Freiheit zu profitieren. Außerdem wünsche ich mir, dass es ein Ort bleibt, an dem sich Freunde treffen, um der Stadt Unna und Umgebung qualitative Schauspielkunst, Musik und Tanz zu bieten. Natürlich wünsche ich mir auch weiterhin ein Teil davon zu sein.

Interview, Sommer 2017